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Alkoholabhängigkeit

Alkoholabhängigkeit - Krankheitsbild

In unserem mitteleuropäischen Alltag spielen alkoholische Getränke eine recht bedeutende Rolle. Das Bier zum Feierabend, das Glas Wein zum guten Essen, der Verdauungsschnaps, der Longdrink in der Disko, der Cocktail in der Bar am Wochenende. Über die Branntwein-, Schaumwein- und Biersteuer verdient nicht zuletzt der Staat am Alkoholgenuss der Bürger. In Maßen genossen, soll Rotwein ja sogar gesundheitsfördernd sein.

Aber es gibt auch die Schattenseite: Was vielleicht als lustvolle Betäubung unangenehmer Gefühle am Wochenende begonnen hat, endet in vielen Fällen wenn nicht im Delirium, so doch in einer desolaten Abfolge aus Wach- und Rauschzustand, in denen der Betroffene nicht mehr eigenständig handelt und nicht mehr entscheiden kann, ob er weiter trinken möchte – oder sich wieder den Realitäten des Lebens stellen will. Häufig wird die Abhängigkeit geleugnet, Entzugserscheinungen werden zunehmend gravierend, das Familienleben zerfällt, berufliche Schwierigkeiten häufen sich bis zum Jobverlust. Alkohol schädigt zusehends den Körper und die Gesundheit der Betroffenen, die häufig viel zu früh sterben.

Auch die Übergangszeit, die sog. „Abhängigkeitsgefährdung“, ist in vielen Fällen bereits Teil einer Sucht-Biographie, die ohne fremde Hilfe allzu häufig in die scheinbar ausweglose Abhängigkeit führt.

Alkoholabhängigkeit - Symptome

Nachdem die Krankheit erst in den letzten Jahrzehnten als solche definiert wurde, hat sich – analog zu anderen Suchterkrankungen – seit Anfang der 50er Jahre der folgende Katalog von Symptomen herauskristallisiert, anhand dessen die Abhängigkeit beschrieben werden kann. In der Regel genügt es, wenn drei dieser Kriterien etwa einen Monat lang andauern:

Starkes Verlangen oder eine Art Zwang, Alkohol zu konsumieren (Substanzverlangen).

Verminderte Kontrollfähigkeit in Bezug auf Menge, Beginn oder Ende des Konsums (d. h. es wird oft mehr Alkohol oder über einen längeren Zeitraum konsumiert als geplant, oder es bestehen der anhaltende Wunsch oder wiederholte Versuche, den Alkoholkonsum zu verringern oder zu kontrollieren).

Körperliche Entzugserscheinungen bei Konsumstopp oder Konsumreduktion.

Nachweis einer Toleranz (um die gewünschte Wirkung hervorzurufen, sind zunehmend größere Mengen an Alkohol erforderlich, oder es treten bei fortgesetztem Konsum der gleichen Menge deutlich geringere Effekte auf).

Einengung des täglichen Lebens auf Alkohol, d. h. Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Alkoholkonsums, oder ein erhöhter Zeitaufwand, die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen.

Anhaltender Substanzkonsum trotz eindeutig schädlicher Folgen (wie z. B. Leberschädigung durch exzessives Trinken, depressive Verstimmungen infolge starken Alkoholkonsums oder eine Verschlechterung der kognitiven Funktionen), obwohl der Betroffene sich über die Art und das Ausmaß des Schadens bewusst ist oder bewusst sein könnte.

Alkoholabhängigkeit - Therapie

Klar ist wohl, dass ohne ein Begreifen der Krankheitsursachen eine nachhaltige Therapie nicht angegangen werden kann. Der erste Schritt muss dabei vom Betroffenen selbst unternommen werden, indem er sich Hilfe holt.

Häufig besteht der erste Schritt in einer medikamentös begleiteten „Entgiftung“ in einem Krankenhaus. In der Regel dauert diese Phase bis zu einigen Tagen und leitet idealerweise in eine Langzeittherapie über, die auch von Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen begleitet wird. Verschiedene Ansätze der Psychotherapie (sowohl stationär als auch ambulant) stehen hier zur Verfügung. Eine stationäre Therapie empfiehlt sich insbesondere, wenn das soziale und familiäre Umfeld zu wenig stabil ist. Nach wiedergewonnener innerer Stabilität kann der/die Patient*in dann ambulant weiterbehandelt werden. Im Prinzip eignen sich alle gängigen Psychotherapie-Richtungen für die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen. Die Betroffenen sollten sich, vielleicht in Abstimmung mit ihrem Arzt und/oder einer Beratungsstelle, den für sie persönlich passenden Therapeuten auswählen.

Von großer Bedeutung sind auch Selbsthilfegruppen, die Alkoholikern Stabilität und Struktur, häufig genug auch eine Art Freundeskreis bieten, in dem sich die Selbstachtung und die Selbstverantwortung, das Selbstvertrauen – überhaupt das „Selbst“ wieder entdecken lässt.

In den vergangenen Jahren wurden eine Reihe von Medikamenten geprüft, die an den körperlichen Wirkmechanismen der Alkoholabhängigkeit ansetzen: Anti-Craving-Substanzen sollen das Verlangen nach Alkohol mindern; es gibt auch Substanzen, die bei Alkoholkonsum heftige Vergiftungsreaktionen hervorrufen, sodass bereits nach kurzer Zeit Übelkeit und Schwindel auftreten, die das Weitertrinken verhindern sollen; auch Antidepressiva werden zunehmend in der Therapie eingesetzt, insbesondere, wenn bei den Betroffenen gleichzeitig Depressionen auftreten, was sehr häufig der Fall ist.

Weitere Therapieformen werden noch untersucht. Akupunktur etwa soll hilfreich sein, hierzu liegen jedoch leider bisher keine wissenschaftlich fundierten Untersuchungen vor.

Wichtig für alle Betroffenen bleibt: Wenden Sie sich so schnell wie möglich an einen Arzt, eine Selbsthilfegruppe oder eine Beratungsstelle – damit haben Sie den ersten Schritt heraus aus der Krankheit getan!

Alkoholabhängigkeit - Ursachen

Die Suche nach den Gründen für eine Abhängigkeitserkrankung ist bei den meisten Betroffenen sehr komplex. Im Allgemeinen geht man jedoch von drei unterschiedlichen Faktoren aus:

1.    Genetische „erbliche“ Einflüsse wurden schon im 19. Jahrhundert vermutet, weil sehr häufig Kinder von Alkoholikern selbst zu Suchtverhalten neigen. Tatsächlich wird davon ausgegangen, dass die (Un-)Fähigkeit der Leber, Alkohol zu verarbeiten, bei Menschen signifikant unterschiedlich ist – und auch vererbt werden kann. Auch die Neigung, nach dem Genuss von Alkohol das Glückshormon Dopamin zu produzieren, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, sodass das „Belohnungsgefühl“ mehr oder weniger stark ausgeprägt ist. Diskutiert wird ferner die Wirkung von Genen, die den Umgang mit Stress steuern sollen. Menschen, die „von Natur aus“ gut mit Stress umgehen können, wären dann weniger anfällig für Drogen aller Art.

2.    Gesellschaftliche und familiäre Ursachen sind ein zweiter, sehr bedeutender Bereich – schon immer wurde ja auch der „schlechte Umgang“ als Gefährdungspotenzial genannt. Und wie oft wird man nicht freundlich-selbstverständlich aufgefordert, mitzutrinken! Mindestens ebenso wichtig scheint jedoch der familiäre Bereich zu sein. Je selbstverständlicher im Elternhaus Drogen konsumiert werden, desto früher beginnen Kinder, selbst damit umzugehen. Man spricht davon, dass 20 – 30 % der Söhne von alkoholkranken Vätern selbst abhängig werden. Umgekehrt stammen nur etwa 20 % der Alkoholabhängigen NICHT aus einer Familie mit Suchtproblemen. Dabei kann man davon ausgehen, dass solche Familien nach außen stark abgegrenzt oder isoliert sind – und damit die Bindung innerhalb der Familie die Ablösung der Heranwachsenden, auch die Ablösung von Verhaltensmustern, erschwert.

3.    Psychologische Begründungen argumentieren, dass die positive Belohnung durch Glücksgefühle oder auch durch soziale Anerkennung – bzw. die Betäubung von Stresssituationen, Angst und Ärger – die Neigung zur Alkoholabhängigkeit verstärken. Dies ist vor allem bei Menschen der Fall, die nicht „von sich aus“ gut mit Stress umgehen oder sozialen Druck aushalten können. Bei Abhängigkeitserkrankungen scheint es darüber hinaus eine Neigung zu geben, die Verantwortung für das eigene Schicksal anderen zu übergeben. In aller Regel finden die Betroffenen erst dann aus der Abhängigkeit heraus, wenn sie wieder Selbstverantwortung finden.

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